25.11.11

Marktwirtschaftslehre vs. Volkswirtschaftslehre


In den meisten Lehrveranstaltungen der Volkswirtschaftslehre geht es vor allem um eins: den Markt. Dazu passend wird in einigen einführenden Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre - selbige auch als Lehre vom Markt ausgewiesen. Nur warum nennt man die Volkswirtschaftslehre nicht auch einfach Marktwirtschaftslehre? Selbst in Veranstaltungen bspw. zur Institutionenökonomik wird immer wieder der Bezugspunkt zum Markt gesucht. Aber warum das Ganze? Oder anders formuliert: was haben ein Wochenmarkt, eine Wertpapierbörse, E-Bay wirklich gemein, dass sie alle in die Kategorie Markt gesteckt werden. Die triviale Antwort darauf kann wahrscheinlich jede/r Ökonomie-Erstsemerster geben: irgendwie treffen da halt eine wie auch immer geartete Nachfrage und Angebot aufeinander. Nur ist das wirklich erhellend? Wäre es nicht wesentlich erkenntnisträchtiger diese ganz unterschiedlichen Formen des wirtschaftlichen Austausches in ihren jeweiligen Spezifika zu untersuchen? Sicherlich gibt es Gemeinsamkeiten zwischen einem Arbeitsmarkt, einem Kartoffelmarkt und einem Finanzmarkt, aber sind es nicht vielmehr die Unterschiede die entscheidend sind? Die Volkswirtschaftslehre sollte wegkommen von der Manier mit ein und demselben Konzept ganz verschiedene wirtschaftlichen Austauschverhältnisse erklären zu wollen. Vermeintliche und tatsächliche Probleme eines Austauschverhältnisses sollten nicht pauschal, wie es leider allzu oft in der Volkswirtschaftslehre geschieht, auf andere übertragen werden. Ein Beispiel: Gewerkschaften werden gern mit einem mehr oder weniger normalen Monopol verglichen. Das trägt aber dem Organisationscharakter einer Gewerkschaft mit einer großen Mitgliedschaft im Gegensatz zu einem Monopol in einer Industrie, mit einem Unternehmen mit relativ kleinem Vorstand, wenig Rechnung. Macht dies einen Unterschied? Das muss unklar bleiben, solange die Volkswirtschaftslehre nicht die Unterschiede auf ihre Forschungsagenda setzt. Aber wäre dies nicht gerade ihre Aufgabe als Wissenschaft? Vielleicht liegt die Lösung vieler wirtschaftlicher Probleme gerade in den Unterschieden und nicht in den vermeintlichen Übereinstimmungen. Und vielleicht sollte gerade deshalb der ganze Lehransatz grundlegend geändert werden- nicht die Gemeinsamkeiten (Nachfragekurve hier-Angebotskurve da, fertig ist unserem Marktanalyse) sondern die Unterschiede.

21.11.11

Die Krise der VWL

Der Beitrag des ZDF zur "Krise der VWL"  enthält typische Argumentationsmuster, findet aber nicht den Kern der Problematik. Die Forschung und Lehre der VWL scheitert und scheiterte an Krisen schon allein deshalb, weil sie kritischen Argumentationen und differenzierten Herangehensweisen in ökonomischen Fragestellungen nicht (mehr) zugänglich ist. Neoliberale Grundmuster werden ohne Gegenmeinungen in der Raum gestellt und wieder und wieder reproduziert- in mathematischen Darstellungen und in allgemeiner Sprache. Andere Ansätze werden, wenn überhaupt, maximal am Rande erwähnt. In der Lehre gibt es kaum bzw. keine Diskussionen. Geschichte der Wirtschaftswissenschaften-Fehlanzeige! Seminare über konkurrierende Theorien der Wirtschaftenswissenschaften (z.B. Hayek versus Keynes, Müller-Armack versus Marx...) - ach wozu? Wirtschaftsethik- nur im Rahmen von "Corporate Social Responsibility" (unternehmerischer Mitverantwortung). Erkenntnistheorie- was für Kulturwissenschaftlerinnen! Auch die Kommunikation zwischen Lehre und Forschung- mäßig. Wie soll da auch was sinnvolles rauskommen. Die VWL muss rauskommen aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit, wenn sie wieder einen relevanten Platz in Gesellschaft, Politik und letzenendes auch in den anerkannten Wissenschaften haben will.

25.09.11

Von Bankern und Psychopaten

Die NZZ titelt: "Destruktive Dynamik im Handelsraum" und berichtet von einer Studie über das Verhalten von professionellen Händeln (im Bankengeschäft), die in einer Studie schlimmeres Verhalten an den Tag legten als Psychopaten. Nun es wundert uns nicht: wenn die Profite das alles Entscheidende ist, wen interessieren da noch Menschenleben. Es werden ja auch Waffen aus Profitgründen in Kriegsgebiete verkauft. Das ist auch psychopatisch ! Die Frage ist. wie lässt sich dieses rein profitorientierte Handeln in allen bzw. vielen Bereichen der Gesellschaft ändern? Schritt für Schritt! Der erste Schritt heißt:: Gesetzesänderungen (absolutes Verbot von Waffenproduktion, Spekualtionssteuern u.a. ). Und dann weiter: denken, fühlen, Empathie erlernen.....und für den Rest fragen wir den Psychater.

09.09.11

Konjunkturspritzen für eine kränkelnde Wirtschaft

Barack Obahama  will der USA-amerikanischen Konjunktur eine Adrenalinpritze geben (siehe u.a. hier): 450 Milliarden US-Dollar! Die Kommentatoren sind sich weitestgehend einig, dass dies mehr ist als erwartet, gleichzeitig auch, dass es wohl am Ende nicht soviel werden wird. Darum geht es aber im Kern gar nicht. Die Weltwirtschaft befindet sich einer kritischen Phase und droht abzurutschen. Das gilt für die USA aber auch für Deutschland. Ob es letztlich tatsächlich wieder zu einer Rezession kommen würde, ist zwar wahrscheinlich, aber nicht ausgemachte Sache. Die Wirkung dürfte so oder so klar sein: mehr Arbeitslose, mehr schlechtbezahlte Jobs, mehr Armut in der breiten Bevölkerung.

Das geldpolitische Pulver ist verschossen
Die Zentralbanken allen voran die FED haben sich massiv gegen ein Abrutschen der Wirtschaft gestemmt und die Wirtschaft mit billigen Geld geschwemmt. Trotz der Entscheidung der EZB die Leitzinsen in der Euro-Zone zunächst auf 1,5% zu belassen, darf nicht verkannt werden das auch dies ein historisch niedriges Niveau ist. Und nach allen was wir wissen fließt diese Geld nicht in die Produktion von Gütern und Dienstleistungen und schafft somit Jobs, sondern verbleibt in den Finanzarenen. Das mag einerseits an dem fehlenden Vertrauen der Banken untereinander liegen, ganz sicher aber in einer halbwegs realistischen Einschätzung der Banken an die Gewinnerwartung der nicht-finanziellen Unternehmen. Diese ist bestenfalls eingetrübt, wenn nicht sogar negativ. In so einer Lage wird seitens der Unternehmen nicht investiert und es werden auch keine stabileren Arbeitsplätze geschaffen, wenn denn überhaupt welche geschaffen werden.

Was fehlt!
Es mag abgedroschen klingen, aber es fehlt an kaufkräftiger Nachfrage und genau das hat Barack Obahama zumindest erkannt. Diese Erkenntnis hat offensichtlich aber Seltenheitswert bei den Regierenden in Deutschland. Die öffentlichen Investitionen sind im letzten Jahrzehnt eher zurückgegangen und wer sich Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen anschaut, sieht leicht das hier investiertes Geld nicht verschwendet ist und nebenbei zur Stabilisierung, wenn nicht sogar zu einem Wachstumsimpuls, beitragen könnte. Von großen gesellschaftlichen Aufgaben wie den Umbau zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Gesellschaft sowie die Einrichtung von flächendeckenden Breitband-Internet-Verbindung um den Anschluss an die Zukunft nicht zu verlieren ganz zu schweigen. Nebenbei dürften derartige Investitionen auch die Zukunftsaussichten der Wirtschaft zusätzlich verbessern.

Die Frage nach den Steuern und Schulden
Ja, das kostet Geld und auch eine Senkung der Steuern in den unteren und mittleren Einkommensschichten, welches offensichtlich ein Kernbestandteil der Obahama-Strategie ist, mindert erst mal die Staatseinnahmen. Und ja: wenn dort nicht dagegen gesteuert wird, führt dies zu neuen Schulden. Doch auch da sollte man Obama mal genau zuhören: es gibt auf der anderen Seite der Einkommens- und Vermögensskala Leute, die schreien mittlerweile teilweise danach besteuert zu werden. Hier mehr Steuern zu erheben, wird die Nachfrage wenn überhaupt nur gering belasten. Also selbst wenn man nicht bereit ist, mehr Schulden zu akzeptieren, gäbe es Finanzierungsmöglichkeiten. Man muss halt nur wollen und verdammt nochmal in die Offensive schreiten.

07.06.11

Entschädigung für Tomatenbauern- ein bisschen Polemik

Willkommen in der Welt der freien Marktwirtschaft. Bei Umsatzeinbußen wegen mangelnder Hygiene (oder fehlerhaftem Management) springen die Steuerzahlenden ein und entschädigen Gemüsebauer. Ich werde den Verdacht nicht los, dass das mit freier Marktwirtschaft reichlich wenig zu tun hat. Wenn VerbraucherInnen (der Staat und seine Insititutionen sind auch nur Verbraucher!) entscheiden, dass Tomaten, Gurken, Blattsalate und Sprossen nicht mehr gesund sind, dann ist das die freie Entscheidung der Verbrauchenden. Aber es darf ja kein Unternehmen darunter leiden, dass es sich diesen schrecklichen Wettbwerbsbedingungen ausgesetzt hat. Und darum müssen wir sie finanziell unterstützen. Das ist ja gerade so als würde Otfriede Normalverbraucherin den Supermarkt dafür bezahlen, dass sie heute mal keine Ohrstäbchen kauft. Dieses Gelabern von der Notwendigkeit einer "freien Marktwirtschaft" ist seit jeher ekelig.  Auf dem Arbeitsmarkt gilt es, aber in der Agarwirtschaft nicht. Aber das hat es ja noch nie, sonst hätte die EU ihren Agrarmarkt nicht so massiv unterstützt und sie tut es weiter. Wäre schön, wenn dies auch mal woanderes nicht ernst genommen werden würde: z.B. beim Kündigungsschutz, Befristungsrecht etc. Aber wir leben ja in einer "freien Marktwirtschaft". Da darf man doch nicht eingreifen!

01.06.11

wiedermal Arbeitslosenzahlen

wie bereits erwähnt: kein eigener Kommentar zu  den neu veröffentlichten Arbeitslosenzahlen. Nur ein kleiner Hinweis zu einem Interview von G. Bosbach dazu.

10.05.11

Wirtschaftsdemokratie im Bundestag

Zur Debatte von Mitbestimmungrechten in einem Ausschuss im Bundestag:
pressemitteilungen/2011/pm_1105043.html
und die Stellungnahme von Heinz Bontrup
Vor allem letztere ist sehr konkret und könnte (sollte) sofort umgesetzt werden.
Die anderen Stellungnahmen sind vielleicht auch lesenswert??

05.05.11

Kinderarmut: die Statistik ist doch egal!

Laut OECD liegt die Armut bei Kindern bei rund 12%- oder alternativ 16%. Die Statistik wurde nach unten korrigiert. Jetzt zieht das DIW nach. Angeblich liegt der Anteil armer Kinder bei so 8%. (siehe: FTD-Artikel). Rein intuitiv freut das PolitikerInnen: es sind weniger Kinder arm als angenommen, also muss man wohl weniger gegen Kinderarmut tun. Wie einfach doch die Welt ist. Ein bisschen an der Statistik drehen und schon geht es Kindern in Deutschland besser. Wenn es denn so wäre, denn: jedes Arme Kind ist eines zuviel! Ob nun ein Kind arm ist oder zehn- arm ist arm. Und "arm" heißt in Deutschland "abgeschoben, ohne Zukunft, chancenlos, ausgeschlossen...". Und genau das sollte Politiker beunruhigen, dass Kinder aus armen Familien arm bleiben werden, wenn sich nichts ändert. Aus armen Kindern werden arme Jugendliche, arme Erwachsene, arme RenterInnen. Und wieder ist zu sagen: es ist egal, wieviel Prozent der Gesellschaft finanziell Schwierigkeiten haben über die Runden zu kommen- und bei diesen oben genannten Berechnungen geht es um den rein finanziellen Aspekt. Eine Gesellschaft, die sich Millionen (oder waren es Milliarden- für Otto-Normalmensch sind das ohnehin unvollstellbare Summen) für die Rettung von maroden Banken oder für die Subvention der Atomindustrie ausgibt, darf keine Armut haben.Alles andere ist Schizophrenie. Armut gehört abgeschafft. Ob 8% oder 16%- jedes Prozent Armut ist zuviel. Und für Kinderarmut kann es nur heißen: die Statistik ist doch egal!

26.04.11

immer wieder "hoffen auf die Konjunktur"

Die Sparmaßnahmen in Griechenland haben wider allgemeiner,öffentlicher Verlautbarungen nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Griechenlands geführt. Und jetzt brechen auch noch die Steuereinnahmen ein. Upps! Wie konnte das nur passieren? Na wie wohl: der Staat als Auftrags- und Arbeitgeber ist Teil der wirtschaftlichen Entwicklung. Wenn der Staat plötzlich seine Ausgaben zurückfährt und weniger Geld ausgibt, werden die Unternehmen, die Aufträge für staatliche Strukturen ausgeführt haben, auch keine Steuern zahlen. Sie haben ja keine Einnahmen mehr. Und wenn die Löhne von ArbeitnehmerInnen des öffentlichen Dienstes eingefroren bzw. gekürzt werden, kaufen diese Menschen auch nicht mehr so viel ein- geschweige denn, dass sie größere Investitionen tätigen. Wieder fallen Einnahmen der Unternehmen aus. Keine Einnahmen für Unternehmen, keine Steuern für den Staat...Und wer glaubt, dass die fehlenenden Einnahmen durch anderen (wen?) spontan ersetzt werden können, der muss wohl auch noch an den Osterhasen glauben...Und wer auf die einsetzende Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung setzt (bzw.auf die " Konjunktur")  (siehe Artikel in der FTD: griechischer Teufelskreis ), glaubt zudem noch an den Weihnachtsmann. Aber: von nix kommt nix. Die griechische Ökonomie wird weiterhin abgewürgt. Wir sehen uns im Schlaraffenland wieder.

08.04.11

alte Wahrheiten immernoch aktuell

"Eines ist ziemlich klar: Das privatwirtschafliche System ist nicht mehr die Organisationsform, die am besten geeignet ist, die moderne Technologie zu nutzen. Die Planung der Investition, die der automatischen Produktion die lange Laufzeit gibt, die sie benötigt; eine Priorität der Ausbildung, damit eine Generation heranwächst, die deren Möglichkeiten entfalten kann; gleiche Möglichkeiten für alle, damit auch nicht ein Fünkchen von Begabung, das der Ausbildung wert ist, verlorgengeht; eine entsprechende Verteilung der Kaufkraft, damit das Produkt verbraucht wird; mehr Freizeit, damit die Freisetzung von der Arbeit in einen Vorteil verwandelt wird-..., und all das kann eine sozialistische Volkswirtschaft vollbringen." (S.86, Joan Robinson: Kleine Schriften zur Ökonomie, Suhrkamp 1968, eigene Hervorhebungen)

30.03.11

Fukushima &Co.

Ein Vorschlag: Der Staat stelle der Energiewirtschaft die Subventionen für die Errichtung und den Betrieb der Anlagen zur Gewinung von Kernenergie sowie die ausgebenen Gelder für die Grundlagenfoschung für selbige in Rechnung. Es wird dann schnell klar, dass Kernergie keine billige Energie ist. Berücksichtigt man noch die Folgekosten von möglichen und realen Unfällen in Kernreaktoren und außderm die Endlagerungskosten, dann ist Kernenergie einfach nur viel zu teuer!

16.02.11

Streiks in Ägypten

Nach dem Abflauen der großen Demonstrationen in Ägypten rücken Streiks in Unternehmen in den Fokus der Öffentlichkeit. Hier haben wir es dann wieder einmal: nur weil die Regierung sich zurückzieht, heißt es noch lange nicht, dass die Bevölkerung real und sofort an der Entscheidungsfindung beteiligt wird und sich die private Lebenssituaion der Menschen verbessert. Unter anderem subventionierte Lebensmittel haben Mubarak und Co. an der Macht gehalten.  Unternehmen konnten niedrige Löhne zahlen, weil Lebensmittel durch Subventionen gerade noch so erschwinglich waren.Die niedrigen Löhne bleiben, wenn es keine Gegenwehr gibt. Und die Subventionen?
Die Verbesserung der Lebenssituation der ägyptischen Bevölkerung hängt weiterhin davon ab, wie die Unternehmen gesteuert werden uns sich die wirtschaftliche Situation des Landes entwickeln wird. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen weitergeführt werden- aber zum Wohle der Bevölkerung! Um das zu gewährleisten- und das haben viele ägyptische ArbeitnehmerInnen verstanden- müssen auch Wirtschaftsprozesse verändert und demokratisiert werden. Auch hier müssen die alten Chefs abdanken....

08.02.11

Leiharbeiter und Risiko

Wieso, bitteschön, werden bei uns Leiharbeiter/innen schlechter bezahlt? Aus neoklassischer Sicht ist das eigentlich nicht zu begründen! Leiharbeiter sollen eigentlich dazu dienen Auftragsspitzen abzufedern. Sie werden also dann eingesetzt, wenn es für kurze Zeit ungewöhnlich viel im Unternehmen zu tun gibt, so dass die Arbeit nicht von den regulär Beschäftigten abgegolten werden kann und neue (Fest-)Anstellungen unpraktibel erscheinen. Leiharbeiter/innen haben somit eine Zusatzfunktion: sie decken das Risiko der Unternehmen, für kurze Zeit mehr Personal zu benötigen als ursprünglich vorgesehen/ geplant war, ab. Firmen, die Leiharbeiter ausleihen, bieten somit eine Art Versicherung für Unternehmen an. Diese Versicherungsleistung muss - ganz im Markwirtschaftlichem Sinne- bezahlt werden. Wie die "Verleihfirma" den Betrag kalkulieren sollte, lässt sich anhand einer/s exemplarischen/r eines/r Leiharbeiter/in demonstrieren: eine Person beschließt- aus welchen Gründen auch immer- (freiwillig) Leiharbeiter/in zu werden.
Sie/Er kalkulliert: "Ich möchte weiterhin monatlich das zur Verfügung haben an Einkommen, was ich bisher hatte. Nun kann es aber sein, dass ich einige Monate im Jahr nicht arbeite, weil kein Unternehmen Interesse an mir als Leihkraft hat. Also muss ich in der restlichen Zeit, in der ich ausgeliehen werde, den Ausfall durch einen höheren Lohn kompensieren, um über die Runden zu kommen."
In der Summe ergibt sich:  
Leiharbeitslohn = bisheriger Lohn plus anteiliger Aufschlag für die Zeit, in der er/sie nicht ausgeliehen wird und keinen Lohn erhält.
Theoretisch muss die/der Leiharbeiter/in also einen Risikoaufschlag mit einkalkulieren. Dieses Risiko muss das Unternehmen, dessen Risiko des kurzfristigen Personalmangels durch Leiharbeiter/innen ausgeglichen wird, dann als Leiharbeitslohn bezahlen. Also müssten Leiharbeiter/innen mehr verdienen als regulär Beschäftigte, da letztere keinem kurzfristigem Lohnausfallrisiko ausgesetzt sind!

Dennoch erhalten Leiharbeiter/innen in Deutschland in der Regel weniger Lohn für gleiche Arbeit. Leiharbeitsfirmen dienen derzeit als Auffangstelle für gekündigte Beschäftigte, die von Unternehmen nicht mehr zum (Tarif-)Lohn regulär angestellt werden. Und weil Leiharbeiter/innen billiger "eingekauft" werden können, kommt es zu solchen Auswüchsen, dass einige Unternehmen dauerhaft fast nur noch Leiharbeiter/innen haben und kaum noch regulär Beschäftigte- geschweige denn Neueinstellungen vornehmen. Dem würde ein Ende gesetzt, wenn Leiharbeiter langfristig teurer wären als regulär Beschäftigte...

01.02.11

Monatsbericht Arbeitsmarktstatistik

Wir enthalten uns jedweden Kommentars zu aktuellen Arbeitsmarktstatistiken. Der Grund? Die Zahlen sagen insbesondere bei den vielen statistischen Tricks null und nix aus. Da wird von "positiver Arbeitsmarktentwicklung" geschwafelt (siehe: BA).
De facto sind minimale Änderungen in den Prozenten aber kein Hinweis dafür wie einfacher es nun ist, für eine/n Arbeitslose/n (insbesondere für Langzeitarbeitslose) einen Job zu bekommen. Punkt!

31.01.11

Wirtschaftsdemokratie Fragen 2

Im Rahmen eines Workhops junger Menschen kristallisierten sich Fragen und Antworten zum Thema Wirtschaftsdemokratie heraus. Die hier wiedergegeben werden:

1. Wie ist eine gute demokratische Kontrolle von Unternehmen durch ArbeitnehmenerInnen im aktuellen System möglich?
Ein Diskussionsfazit: Es gibt keine Freiheit von den Zwängen der Unternehmensumgebung! In einem profitorientierten wettbewerbsfokussierten Umfeld ist eine gute Kontrolle nur beschränkt möglich. Letztlich beuten sich ArbeitnehmerInnen dann durch verschiedene Zugeständnisse (längere Arbeitszeiten o.Ä.) selbst aus, weil sie den Zwängen des Marktumfeldes/ Druck des Profits/Absatzes.... ausgesetzt sind.

2. Wie lässt sich bisherige kommunale Kontrolle von Unternehmen(sbeteiligungen) verbessern?
Diskussionsfazit: Der Ist-Zustand ist geprägt von einem Rückgang der effektiven Mitsprache, von Privatisierungen kommunaler Unternehmen etc. Dem ist die Sicherung von Transparenz entgegenzusetzen. Auch positive Beispiele schaffen, kann den Ist-Zusand verändern. Kommunen können sich Unternehmen wieder aneignen! Darüber hinaus ist es wichtig, immer wieder die sozialökologischen und Effizienz-Vorteile kommunaler Einrichtungen deutlich zu machen. Auf Landesebene ist es durchaus möglich, kommunale Rechte bei und für Unternehmensbeteiligungen auszuweiten, z.B. indem die Maßgabe der regionalen Begrenzung von kommunalen Beteiligungen aufgehoben wird....

3. Inwiefern sind Projekte der "solidarischen Ökonomie" eine Alternative?
Diskussionsfazit: Sie sind nur bedingt eine Alternative, da auch sie sich an die Rahmenbedingungen des Kapitalismus anpassen müssen.  Allerdings können sie bewirken, dass die beteiligten ArbeitnehmerInnen eine Emanzipation erfahren. Sie merken, dass alternatives Arbeiten und Wirtschaften machbar ist.  Ein guter Anfang sind auch Netzwerke aus Unternehmem der solidarischen Ökonomie, da diese sich durch Kooperation zu einem gewissen Grad der profit-wettbewerbsorientierten Wirtschaft entziehen können. In der Langzeitperspektive wirken Projekte der "solidarischen Ökonomie" somit vielleicht als Wegweiser.

4.Wie könnte eine andere Wirtschaftsform aussehen, wo die Menschen selbst das "wirtschaften" in die Hand nehmen?
Diskussionsfazit: Drei Unterfragen, die weiter zu zu diskutieren sind, scheinen wichtig für die Beantwortung dieser Frage.
4.1. Wie soll die Arbeitswelt aussehen?
-Arbeitszeit?
-Was ist mit dem Recht auf Nicht-arbeiten-Wollen?
-Was ist mit Muss-Getan-werden-Arbeit? (Abwasch, Müllbeseitigung...)
4.2. Wie wird alles verteilt?
-Welche Kritierien (Leistung versus Gleichheit)?
-Ressourcenmanagment? (viele Yachten, wenige Seen: mögliche Lösung sind Sharing-Konzepte im Sinne von "heute du, morgen ich")
-Rationierung
4.3. Wie sieht der gesellschaftliche Prozess des Umbaus/ neuen Modells aus?
-Revolution
-Was ist mit den außenwirtschaftlichen Zwängen?
Rätedemokratie als Lösung?
-zentrale/ lokale Investitionsplanung?
-Koordinierung/ Planung mithilfe von Computern
-Wie lässt sich Effizienz, Innovationsfähigkeit und Rücklagenbildung (per Gewinn) gewährleisten?
-das Beispiel der DDR als negative Vorlage

27.01.11

Wirtschaftsdemokratie Fragen

Was ist Wirtschaftsdemokratie? Fragen: 
Ist eine Beteiligung am Unternehmen schon Besitz?

Wie lässt sich gewährleisten, dass eine Beteiligung auch darin mündet, dass die Bevölkerung an Entscheidungen im Unternehmen real mitwirken können? Wer sollte eigentlich über ein Betrieb entscheiden dürfen? Arbeiter und Angestellte des Betriebes? Die Konsumenten der Waren des Betriebes? Die Zulieferer? Jeder Mensch? Wessen Interessen werden wie gewichtet?
Wie kann Kontrolle tatsächlich von alle relevanten Stakeholdern ausgeübt werden?  Wie können Individuen als Stakeholder die für sie relevanten Wirtschaftszweige und damit- entscheidungen begreifen und entprechend Kontrolle ausüben? Braucht eine Demokratisierung der Wirtschaft eine Regionalisierung der Wirtschaft?

13.01.11

Gleichgewichtsanalyse

Geht es in unserer Kritik wirklich um die Gleichgewichtsanalyse? Ist nicht überhaupt die Betrachtung von konstanten Zusammenhängen ökonomischer Variablen eine "Ausgleichs-" und damit Gleichgewichtsanalyse? Dann wären auch ökonometrische Betrachtungen mit Regressionsanalysen reine Gleichgewichtsbetrachtungen, die zu kritisieren sind.
Die Gleichgewichtsanalysen sind nicht das Hauptpoblem der derzeitigen wirtschaftswissenschaftlichen Lehre. Vielmehr ist der auf diese eingeschränkte Fokus der Betrachtungen zu kritisieren- ebenso wie zu kritisieren ist, dass Grenzprodukte das A und O ökonomischer Analysen sind.  Es geht nicht nur darum, bei welchem fiktiven zahlenmäßigem Punkt eine zusätzliche Produktionseinheit (variabel Arbeitseinheit etc.) nicht mehr "effizient"  und damit "rentabel" ist, weil es dieses Grenzprodukt nicht gibt... Das heißt sich auf rein quantitative Betrachtungen zu beschränken. Qualitiative Aspekte wie "diese Person muss noch eingestellt werden, sonst ist mein Team überlastet/ unvollständig..." Ähnliches gilt doch für Gleichgewichtsanalysen, oder?
Zu diesem Thema müssen wir noch intensiver diskutieren.

12.01.11

Systemstart:: Was soll dieser Blog?

Systemzwerge sind kleine voll funktionierende Rädchen im herrschenden gesellschaftlichen System. Vor allem Rudolf Hickel spricht von "Systemzwergen«, die an den Universitäten herumlehren", wenn es um den wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream geht. Auch wir bewegen uns im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten und der poltitischen Öffentlichkeit. Auch wir sind eingespannt in die Mainstream-Ökonomik, wie sie an den Universitäten gelehrt wird. Aber wir glauben nicht an diese Voodoo-Lehren. Deswegen wollen wir auf diesem Blog eine Gegenöffentlichkeit schaffen, wollen zeigen, dass es jenseits der Standardlehrmeinungen wirtschaftswissenschaftliche und damit politische Ansätze gibt, die zu besseren Lebensbedingungen für alle Menschen egal welcher Herkunft gibt.

11.01.11

Moloch der Gleichgewichtsanalyse

“Die Gleichgewichtsanalyse ist ein Moloch, dem weiterhin Generationen von Studenten geopfert werden. Ich hoffe, daß ich einige wenige von ihnen retten konnte, nicht um ihnen ein
 leichtes Leben zu bieten, sondern um ihre Mitarbeit bei der Lösung der ökonomischen
 Probleme der Welt zu bitten.“(Joan Robinson: Geleitwort in Jan A. Kregel: Die Erneuerung der Politischen Ökonomie: Eine Einführung in die postkeynesianische Ökonomie. Metropolis : Marburg 1988)
Ich glaube mit Joan Robinson sollte mensch sich mal beschäftigen....